Freitag, 11. September 2009

Maskenball II

Ich bekomme kaum Luft, Mona schnürt so feste, dass ich mich kaum zu bewegen wage.

Mein wundervolles Korsett.... Schwarz mit goldenen Nähten.
Ich schaffe es gerade so mir meine sündhaft teuren Halterlosen meine Beine hoch gleiten zu lassen.
Fehlen nur noch 12cm Absatz. Höher mag ich Heute nicht hinaus.

Sie schaut mich bewundernd an. "Du bist athemberaubend!"
Ich bin total aufgeregt, mein Handy piept. Ich schnappe mir meinen langen Mantel und meine hauchfeinen Absätze klacken auf dem kalten Marmorboden in die kalte Nacht hinaus.

Draußen dampfen die Abgase aus dem Auspuff seines Wagens, er steigt aus und öffnet mir die Tür. Hat er sich den Wagen geliehen? Vor mir steht ein Rolls Royce Silver Cloud I. Ich kenne diesen wagen nur zu gut. Ein bekannter Industrieller meines Vaters lässt sich mit diesem Wagen jeden Tag ins Büro fahren. Ich steige ein, er sieht einen kleinen Moment die Spitze meiner Strümpfe und dass ich nur einen winzigen goldenen String trage.

"Wie?..."
Er untebricht mich und spricht so leise und sanft wie ich es nie zuvor von ihm gehört habe. "Du weisst nicht alles von mir, Du hast mich nie gefragt, Du bist die Erste, die sich nur für mich interessiert hat und heute möchte ich Dir danken...."
Schweigend fahren wir der Dunkelheit entgegen. Seine Hand ruht auf meinem Knie.

Dieses alte große Eisentor, die Kamera, das alte Schloss, Moment, hier war ich schonmal.
Er sagte mir vor ein paar Tagen nicht wohin es gehen wird. Nur, dass ich mich an den Maskenball erinnern soll...
Ich fragte mich warum; er war nicht dabei. Kennt nur meine Geschichte dazu aus diesem Blog.

Es ist wieder dieses alte Schloß. Tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf. Mein Herz klopft bis zum Hals, meine Hände Zittern.
Er hielt den Wagen vor der riesigen Treppe an und prompt wurden uns die Türen geöffnet und einer der Männer parkte den Wagen.

Ich wagte nicht zu fragen, ich würde sowieso keine Antwort bekommen.
Mit zittrigen Knien schreiten wir die endlose Treppe hinauf, die Eingangstür öffnet sich wie automatisch.
Hier stehe ich wieder, in dieser wundervollen Vorhalle dieses noch wundervolleren Ortes.

Man will mir den Mantel abnehmen, ich zögere und blicke ihn an. Ist mein Outfit wirklich passend? Was hab ich mir nur dabei gedacht so wenig an zu ziehen....
Er kann meine Gedanken lesen und nickt mir zu.
Jetzt erst sehe ich was er trägt. Einen wundervollen weißen Frack mit einem schwarzen Hemd und weißer Fliege. Er sieht so fantastisch aus, dass ich den Anblick garnicht teilen mag.
Mit wem eigentlich?
Er reicht mir eine Maske, eine kleine Maske, die meine sowieso schönen Augen wie mystische Katzenaugen wirken lassen.
Sie ist mit goldenen Ranken versehen und hat an den Seiten kleine Federn befestigt.
Er selbst trägt eine einfache Schwarze.

Er nimmt mich bei der Hand und wir betreten einen Raum. Es ist der gleiche Raum wie damals.
Auf der Bühne stehen ein Mann und eine Frau die Vivo per lei singen. So zart, so still und so wundervoll...

Meine Güte, hier sind mindestens 30 Personen....
Er bemerkt mein Zögern und drückt meine Hand.

Im Gegensatz zu damals sind hier diesmal nur Männer.
Diese drehen sich nach und nach um und schauen mich an.
Die Kellnerinnen und die Sängerin sind die einzigen die ihr Geschlecht mit mir teilen.
Will ich das? Ich will weg hier...

"Dein Beitrag damals hat mich so beeindruckt schöne M. sodass ich wochenlag recherchiert habe wo dieses Schloss ist, Du wolltest es mir ja nicht sagen. Ich habe es herausgefunden unter einem Synonym ein Fest für Dich organisiert. Keiner hier weiss wer wir sind.
Hab keine Angst meine Liebe, hier wird Dir nichts geschehen.
Ich bin bei Dir und weiche Dir nicht von der Seite, es sei denn Du bittest mich darum."

Er reicht mir ein Glas Champagner und wie ferngesteuert laufe ich ihm nach in die Mitte des Raumes.

Die Männer beobachten dezent jeden Schritt von mir.

Ich nehme einen großen schluck aus dem Glas und wage nicht zu Athmen.
Ich konzentriere mich auf Vivo per lei, dieses Lied ist so wundervoll.
Er nimmt mein Glas aus der Hand und nimmt mich in den Arm.

Wir tanzen zu "si tu me amas", ich schwebe über das Jahrhundert alte Parkett.
Ich komme mir vor als wäre ich im Märchenbuch meiner Kindheit gelandet und spüre nichts mehr von der anfänglichen Scham und der Angst.
Ich fühle mich so wohl wie nie zu vor.
Ein anderer Mann gibt ihm ein Zeichen und er lässt mich los.
Dieser andere Mann nimmt meine Hand und legt seine um meine Taille. Er riecht so gut. Wie alt mag er sein? Man kann unter der Maske die er trägt nicht viel sehen...

So tanze ich immer tiefer in die Nacht hinein.
Ich spüre Hände, ich rieche Männer und ihr Parfum, ich schwebe!

Ich suche ihn, wo ist er hin gegangen? In seinem weißen Frack ist er doch nicht zu übersehen, alle anderen tragen Schwarz.

Mein letzter Tänzer führt mich mitten im Lied von der Tanzfläche in den angrenzenden Raum.
Hier wartete ein nur mit Kerzenschein ausgeleuchteter Raum auf mich, im Ofen knackt trockenes Holz in den Flammen. Dort sah ich eine Frau tanzen deren Bewegungen ich nur zu gut kannte. Es war Mona!
Deshalb wollte sie ihren Bademantel vorhin nicht ausziehen und war heute beim Friseur der angeblich eine Hochsteckfrisur bei ihr ausprobieren wollte... Das Luder.
Ich wollte zu ihr, ich hatte so viele Fragen aber mein letzter Tanzpartner hielt meine Hand.

Ich sah Sandra auf dem mit Kissen und Stoffen übersätem Boden liegen. Ihr Tattoo war unverwechselbar.
Sie genoss es unter den Blicken der Männer an sich herum zu spielen.
Er hatte meine beiden Gespielinnen von seinem Vorhaben überzeugen können.
Ich ging weiter in den Raum und sah ihn Zigarre rauchend in einer Ecke stehen. Mein Tanzpartner führte mich zu ihm.
Endlich wieder in seiner Nähe, es tat so gut.
Die Stimmung in diesem Raum war eine völlig andere. Hier knisterte es.
Ich liess mich schnell anstecken und zog ihm seinen weißen Frack aus und meine Brüste berührten seinen Körper.

Ich nahm in an der Hand und zog ihn behutsam in Sandra´s Richtung.
Sie bemerkte mich augenblicklich und nahm ihren Blick nicht mehr von mir.
Ich legte mich neben sie und begann sie zu streicheln.

Er streichelte mich...
Andere Hände streichelten mich.
Nach einer Weile, ich habe keine Ahnung mehr von Zeit und Raum, merkte ich, dass ich wie damals im Mittelpunkt und in Trance stand.

Diese Nacht, ich kann es nicht in Worten wieder geben, war wundervoll. Voller Sehnsucht, voller Trance, voller Gefühl, voller Respekt und voller Leideschaft...
Das Miststueck

Maske

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der_nachbar - 12. Sep, 12:23

tolle atmo

die du (mal wieder) vortrefflich beschreibst.
ein ort, losgelöst von zeit und raum...

promisc - 12. Sep, 13:37

Du wirst es wahrscheinlich nicht glauben wollen:

Ich beneide Dich!

Mr.Gambler (Gast) - 13. Sep, 03:33

hmm

Das klingt sehr phantastisch...

Stueck - 14. Sep, 06:47

SOIFZ, ich möchte bitte auch....

bin beeindruckt...

Wow du schreibst echt gut und die Geschichte ist echt fesselt ;)

the rain (Gast) - 9. Okt, 16:22

Und weg ist er - der 07.10.

ja schade - da wollte ich mir die lesenswerten Zeilen vom 07.10. nochmal reinziehen - und weg sind sie!
War Dir der post doch zu heikel?
Oder hast Du trouble gekriegt? ;-)
Grüße, RAIN

Miststueck1979 - 9. Okt, 18:27

War mir zu Mainstream ;-)
Kai (Gast) - 5. Nov, 16:29

HOLLA!!!

Oh man, du kannst echt super schreiben! Ich muss mir echt ein Beispiel an dir nehmen um besser zu werden! Echt super! Klasse story!

Tony Sitzmann (Gast) - 12. Nov, 22:45

Feedback Maskenball II

Hey hey,

der Text ist nice! Eine schöne Klangfarbe und Wortwahl. Auch die Figuren-Sprache ist gut. Bin gespannt wie es hier weitergeht!

Viele Grüße,
Tony.

Wanda (Gast) - 1. Nov, 15:55

Tolle Story

Du hast wirklich ein ganz großes Talent zum Schreiben ... deine Geschichte, hat mich von Anfang an sehr gefesselt.

Großes Lob an Dich und JA ich muss gestehen, ich bin auch ein wenig neidisch auf dein Talent :)


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