Samstag, 28. August 2010

Trauerbewältigung...

Zwischen all den tief schwarzen Wolken in meinem Kopf schimmert hier und da mal ein kleiner Sonnenstrahl hindurch. Wenn er da ist genieße ich ihn, lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen, spüre die Wärme, das Licht und das Leben dass durch mich hindurch fliesst.
Doch nach kurzer Zeit kommt der Schmerz, er ist dann umso schlimmer und tiefer als der Dauerschmerz der mich Tag und Nacht begleitet.

In diesen Momenten fühle ich mich dann so alleine wie ich mich noch nie gefühlt habe. Ich fühle mich wie der einzige Mensch in einer riesigen, ausgestorbenen Stadt der einsam und suchend durch die Strassen wandelt, der sein Ziel aber nie findet...
Wie gestern Abend. Ich bin weg gegangen. Habe einige Menschen wieder getroffen die ich lange nicht gesehen habe. Aber irgendwann stand ich alleine da. Um mich herum verschwanden die Menschen, der Raum drehte sich und ich merkte wieder: überall wo Du jetzt hin gehst bist Du irgendwie alleine...
Ich sehne mich nach Nähe. Ich kann auch gut alleine sein, aber unter anderen Umständen. Jedoch nicht wenn mir mein Lebensinhalt genommen wurde. Wir hatten Pläne. Wir wollten auch in 40 Jahren noch nebeneinander aufwachen. Wir haben eine Beziehung geführt, in der der andere Manchmal dinge tun durfte die für andere Paare unverständlich waren. Aber das war uns egal. Sowas würde ich aber in Zukunft nicht mehr wollen. Es waren auch andere Umstände. Wir waren unserer Liebe treu. Immer und Jede Sekunde. Das Herz gehört nur einander. Ich falle! Ich falle täglich wieder. Und es fühlt sich jedes mal tiefer an.
Ich dachte mit der Zeit wird es besser... Es wird aber schlimmer.

Der Arzt hat mir Tabletten mit gegeben. Ich will sie aber nicht nehmen. Will den Schmerz der Trauer nicht unterdrücken. Ich will diesen Teil der Verarbeitung nicht übergehen. Denn er wird mich dann irgendwann später einholen. Und dann wird es bestimmt noch schlimmer.

Freunde können bei der bekämpfung der Einsamkeit nicht helfen, denn wenn sie gegangen sind ist alles so wie vorher.
Ich will auch nicht darüber reden. Es ist alles gesagt. Ich gehe unter diesem Schmerz kauptt. Aber das soll keiner sehen. Alle haben mit sich selbst genug zu tun. Ich weiss es würde keinen belasten wenn ich darüber mit meinen Freunden sprechen würde, aber es bringt mir auch nichts. Ich muss da durch. Allein...

Ich habe Angst dass ich mich irgendwo hinein steigere. Dass ich ein Ruderboot als Lösung suche, dass mich durch diesen Jahrhundertsturm sicher ans Land bringt.
Andererseits wäre es nie unpassender als jetzt. Aber wer schreibt einem vor wie man weiter Leben und fühlen soll?
Wo steht geschrieben was ich darf und was nicht?
Dann könnte ich mich wieder Ohrfeigen für solche Gedanken.
Mein Engel hat immer verlangt dass ich, wenn er nicht mehr da ist Leben und Lieben soll. Ich habe ihn damals für bescheuert erklärt und dass es niemals ein Mann mit ihm aufnehmen könnte.

Heisst es, dass man sich irgendwann auf einen neuen Partner ein lässt, dass ich ihn vergessen und ersetzen will? Nein!
Suche ich Nähe um den Schmerz in Wärme um zu wandeln?
Ich weiss es nicht.

Ich mache mir Gedanken, wie immer, wahrscheinlich gehören diese auch dazu. Aber das bin nun mal ich. Ich muss immer alle eventualitäten in Betracht ziehen.

Bis Jetzt war in meinem Leben jede Niederlage zu etwas gut.
Aber diese Niederlage ist schmerzhaft wie keine andere. Sie ist eigentlich keine Niederlage. Diese 8,5 Jahre waren ein Gewinn. In dieser Zeit habe ich mich total verändert. Meine Gleichgültigkeit vielen Dingen gegenüber sei erschreckend, sagte meine Freundin als sie mir irgendwas von irgendwem erzählte, der in einer Beziehung geschlagen wurde und ich darauf nur ein müdes Schulterzucken von mir gab. Nein, sowas ist mir nicht egal, aber meine Belastung ist genug für mich. Ich will mich nicht auch noch mit den Problemen fremder Leute belasten. Ich kann daran eh nichts ändern. Und diskutieren will ich über sowas schon garnicht.
Gut, viele Menschen haben aber, wenn überhaupt nur so kleine Probleme dass sie sich über so etwas total aufregen müssen. Aber muss ich das auch? Nein! Mich interessiert nicht dass irgend ein Nachbar seine Hecke nicht schneidet und der Zaun davon kaputt geht...

Ja, die Welt ist mir egal. ich finde schlimm was in Pakistan passiert ist, oder wenn irgendwem irgendwas schlimmes passiert. Aber, (ja aber): ich kanns nicht ändern...

to do: die Sonnenstrahlen genießen lernen ohne diesen Schmerz hinterher...
M.

Mittwoch, 11. August 2010

Trauerspiel....

Er fehlt mir so sehr....
Seine Stimme, seine Wärme, seine Nähe... Eben ER!

Am Freitag ist Urnenbeisetzung.
Ich habe Angst, ich will nicht hin. Ich weiß nicht mal wovor ich Angst habe. Es wird dann so Endgültig.
Ich weiss, das ist es längst, er wird nicht mehr zurück kommen...

4 Wochen sind bald vergangen. Er fehlt mir wie am ersten Tag. Wird es besser? Mit der Zeit bestimmt...

Wisst ihr, ich habe Angst dass ich mich irgendwann nicht mehr erinnere wie seine Stimme geklungen hat, wie er roch und dass ich irgendwann kein Bild mehr vor Augen habe.
Als ich 17 war verunglückte meine erste große Liebe mit dem Motorrad, neulich ist mir bewusst geworden dass ich nicht mehr weiß wie er redete, wie er roch und wie er aussah. Ein blasses Bild ist nur noch da.

Und genau das will ich nicht. Ich will nicht dass er irgendwo im Hirn verschwindet. Ich will ihn präsent haben.

Ich rede mit ihm obwohl er nicht hier ist, ich wünsche ihm eine Gute Nacht obwohl er nicht neben mir liegt. Ich flehe ihn an sich bemerkbar zu machen... Seine Bilder liegen hier überall. Ich will ihm nah sein. Doch er gibt mir keine Nähe mehr. Ich habe kurz nach seinem Tod Fotos gemacht, und auch an dem Tag danach. Er sah so schön aus, so friedlich. Diese Fotos schaue ich mir zig mal am Tag an. Einer seits ist im Kopf drin dass er nicht mehr wieder kommen wird, anderer seits will ich das garnicht akzeptieren...

Ich freue mich wenn ich was zu Lachen habe, habe im nächsten Moment ein schlechtes Gewissen.
Er hat immer wieder gesagt ich soll glücklich und fröhlich sein wenn er nicht mehr da ist, soll Leben und Lieben...
Das geht nicht... Irgendwann vielleicht, aber ich will es auch irgendwie nicht. Er ist die Liebe meines Lebens...

Im Moment igel ich mich ein. Will keinen sehen, will keinen anderen trösten müssen. Ich brauche Menschen die für mich da sind. Solche Menschen habe ich.
Ein Freund sagte mir ich soll mir die Stärke aus den Menschen aus meiner Umgebung ziehen als ich ihm sagte dass meine Kraftquelle nicht mehr da ist.
Recht hat er damit, dennoch ist es nicht einfach um zu setzen.

Ich verfalle hier in eine art Lethargie. Sie tut mir gut. Ich möchte einfach alleine sein.
Aber irgendwie will ich auch nicht alleine sein.
Ich weiß nicht was ich will...
Nein, ich will auch nicht reden. Es ist alles gesagt. Dass ich mich scheiße fühle, dafür brauche ich niemanden anrufen....

Es ist alles scheiße ohne ihn. Und alles wird jetzt das erste Mal ohne ihn statt finden. Bald mein Geburtstag, Weihnachten, Silvester, unser 9 Jähriges im Januar, Ostern, sein Geburtstag... und auch der Tag an dem er die Augen für immer geschlossen hat wird 1 jahr her sein...
Wir wussten lange dass diesert Tag irgendwann kommt, aber man kann sich noch so weit auf diesen Tag vorbereiten, wenn er da ist ist man ohnmächtig, geschockt, hilflos, zu tiefst verletzt und allein... Ganz allein, obwohl Menschen in deiner Nähe sind.

Dann kommen Tage voll mit Wut. Man weiß nicht woher sie kommt oder was sie ausgelöst hat. Sie ist einfach da. Man könnte jedem ins Gesicht schlagen. Schön, dass ihr alle Spass habt, dass Euer Leben weiter geht... Glückwunsch für nichts...
Und diese Sprüche: "Zeit heilt alle Wunden"..... oder "ich weiß wie Du dich fühlst"...
"Ach echt??? Dein Mann lebt doch noch"... Das würde ich gerne auf diese Aussage Antworten, aber ich tu es nicht....
Einen scheiß wissen sie. Nichts aber auch garnichts...
Ja sie meinen es Lieb, sie sind überfordert oder wissen es nicht besser.
Aber es nervt. Lieber garnichts sagen. Ja, schweigen ist manchmal besser. Eine schweigende Umarmung wiegt viel mehr!

Ich verschwende keine Energie mehr damit mich über blöde Dinge auf zu regen. Das haben wir nämlich durch den Krebs gelernt: Jede Sekunde die man damit verschwendet ist eine verlorene Sekunde.
Manche Dinge und Menschen kann man eben nicht ändern. Leb damit oder lass es!

Mein Engel hat mir gezeigt was Liebe ist, was Zusammenhalt bedeutet und wie man mit einem Lächeln auf den Lippen kämpfen kann auch wenn man weiß dass der Kampf längst verloren ist.
Ich habe viel gelernt in den vergangenen 8,5 Jahren von denen ich keine Sekunde mit ihm bereue.

Ein großes Kapitel in meinem Leben ist zu Ende geschrieben worden.
Ein Kapitel mit einer filmreifen Lovestory und einem tief tragischen Ende...

Aber die Erinnerung ist das Fenster durch das ich Dich sehen kann wann immer ich will!

M.


Samstag, 17. Juli 2010

...

Am Donnerstag Abend um 19:14 Uhr hat mein Engel nach 22 Stunden des nicht los lassen könnens, die Augen für immer geschlossen.

Ich lag ein seinen Armen, wie ich es in
den 8,5 Jahren die wir gemeinsam verbringen durften
immer tat, wenn es ihm schlecht ging, um ihm Halt,
Kraft, Nähe, Liebe und Wärme zu geben...

* 1969
† 2010

Wenn ich in den Himmel schaue,
so denke ich an Dich, du bist mein Stern,
denn wie auch das Leuchten der Sterne Millionen Jahre anhält,
so bleibt auch Dein Leuchten in meinem Herzen,
und es verlischt erst in dem Moment,
in dem wir uns wiedersehen...

In ewiger, tiefer und inniger Liebe


Montag, 17. Mai 2010

Lebenzeichen

... weiss nichts zu Schreiben ...

Trostlos, aussichtslos, stressig, verzweifelt, kraftlos, ...

Tumor im Spinalkanal -> Querschnittslähmung (innerhalb 1 Woche konnte er nicht mehr laufen), Rollstuhl, Pflegebett, Badumbau, Pflegekasse, Krankenkasse, Ärzte...

Aller Zeit ist nun ein Ende gesetzt.
Wenn er Glück hat wird er noch sehen können wie sich die Blätter im Herbst rot färben und vom Wind über die Wiesen getragen werden...


Das Miststueck

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